Zu allen Zeiten hat bildende Kunst eine gesellschaftliche, ja politische Rolle gehabt. Ein Seminar an der Universität Halle - Wittenberg greift seit April 1998 diesen Gedanken auf und beleuchtet unter diesem Aspekt die kunstgeschichtliche Vergangenheit und gegenwärtige Wirkung von Kunst.
Das Spektrum reicht von den Naumburger Stifterfiguren über Lutherdenkmäler und das Bauhaus bis hin zu jüngster Kunst im öffentlichen Raum.
Spätestens seit Willibald Sauerländers erhellenden Bemerkungen zur identitätsstiftenden Rolle der Naumburger Stifterfiguren durch die vergangenen Jahrzehnte hindurch ist die Perspektive einer gesellschaftlichen, ja politischen Rolle nicht nur der öffentlichen Denkmäler, sondern auch der "freien" Kunst klarer geworden. An der Universität Halle-Wittenberg findet daher ein Seminar statt, das einen Bogen von den Naumburger Stifterfiguren und ihrer politischen Benutzbarkeit über die propagandistische Wirkung von Lutherdenkmälern bis hin zu neuzeitlichen Kunst in der Öffentlichkeit schlägt. Das Seminar wird anhand ausgewählter kunsthistorischer Beispiele Position beziehen zur Frage, in wieweit Kunst ein "Spiegel der Heimat" sein will, kann oder gar muß ... . Beabsichtigt ist, das öffentliche Nachdenken über Kunst als Signifikante politischer Seinsbestimmung zu schärfen. Gleichzeitig rückt durch diese Herangehensweise die kunsthistorische Betrachtungsweise methodisch in den Brennpunkt des Interesses.