Die Verankerung des Kunstprojekts Sachsen-Anhalt in einem Kunsthistorischen Seminar der Universität Halle-Wittenberg
Gegenstand des wissenschaftlichen Fachs Kunstgeschichte ist die Kunst und ihre Einbindung in die Summe aller geschichtlichen Umstände.
Definitionen des Worts und der Sache "Kunst" beschäftigen - weitgehend ergebnislos - seit jeher die Forschung; ein entsprechender weiterer Versuch soll hier nicht unternommen werden. Als zweiter Bestandteil des Worts hat "Geschichte" gerade zur Zeit Konjunktur. Warum? Auch diesem Gedankengebilde kann man sich kaum sinnvoll definitorisch nähern, sondern es allenfalls als interessantes Ereignisfeld wahrnehmen.
Gleichwohl wird kunsthistorisches Wissen permanent angewendet. Auch das Kunstprojekt Sachsen-Anhalt (1999) unterliegt dieser Notwendigkeit.
Dafür gibt es unterschiedliche Ansatzmöglichkeiten mit historischen Sichtweisen:
die Idee des Zeitschnitts ("1994" im Kunstverein Düsseldorf, Windows ´95, Luther ´96 in Wittenberg)
die Entwicklungsübersicht (Kunst der 60er)
oder im engeren Sinne kunstimmanente Ansätze:
Themenausstellung, Ideen- oder Objektgeleitet
Gruppenausstellung
monografische Ausstellung (die nicht immer ein Entwicklungsmodell bedienen muß!)
Anregung: Ordnen Sie die letzten 10 gesehenen Ausstellungen einem dieser Ansätze zu!
Auch das Kunstprojekt Sachsen-Anhalt wird notgedrungen eine Mischform erzeugen. Als Projekt nähert es sich dem Festivalcharakter (und damit dem chronologischen Prinzip des Zeitschnitts), als Entwicklungsaufgabe an einen Kurator enthält es jedoch auch starke Elemente der thematischen Ausstellung (in der DDR: "Regieausstellung"). Eine Besonderheit im Herangehen wird jedoch die betonte Einbindung der Öffentlichkeit sein, während sonst üblicherweise erst fertige Modelle öffentlich präsentiert und beworben werden. Das Seminar ist Bestandteil dieser öffentlichen Vorbreitung des Projekts und konstruiert einen kunsthistorischen Stammbaum der "Landeskunst", der so nie bestanden hat. Er ergibt in dieser Konstellation jedoch ein erhellendes Kontrastmittel zu den eher repräsentativ angelegten Vorgaben für ein solches Projekt und erhellt ein wesentliches Konfliktfeld angewandter kunsthistorischer Arbeit.