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Wie schon angedeutet, handelt es sich bei der Ausstellungshalle des Kunstvereins um den ehemaligen Blumengroßmarkt der Stadt Bonn, den der Bonner Architekt Manfred Gerhards (heute selbst Mitglied der Artothek im Kunstverein) nach lange verzögerter Planung 1976/77 errichtet hat.[+] Nur vier Jahre später zog der Blumenmarkt weiter, und die leerstehende Halle wurde übergangsweise von diversen Kulturinitiativen benutzt. Um den anschließenden Umbau durch das Architektenteam Haus-Rucker-Co beurteilen zu können, sind zunächst einige Worte über die alte Blumenhalle angebracht.
Als Grundstück für den Blumenmarkt diente eine der oben erwähnten ungeordneten Freiflächen, auf der zuvor eine Reihe zusammengewürfelter Lagerschuppen stand. Die Planung der Stadt sah hier zunächst ein neues Wohngebiet vor.
Die ursprünglich allseitig freistehende, nicht unterkellerte Halle umfaßt ein Rechteck von 55 mal 30 m, das etwas zurückgesetzt mit der Schmalseite zum Hochstadenring liegt. Der alte Haupteingang befand sich etwa in der Mitte der östlichen Längsseite und führte auf eine große Parkplatzfläche für Käufer und Händler hinaus. Das Tragwerk des Baus besteht aus einem rasterartigen Rahmensystem von Pfeilern und Unterzügen aus Ortbeton, das an drei Seiten massiv ausgemauert ist, während die lange, gegen die Morgensonne ausgerichtete Eingangsseite vollständig verglast war. An der gegenüberliegenden Längswand befand sich für Anliefererfahrzeuge eine Reihe von Rolltoren, deren Spuren sich innen am oberen Wandabschluß noch andeutungsweise erahnen lassen. In der flachen Dachkonstruktion aus offenen Kastenprofilblechen lagen in den Feldern zwischen den Betonträgern bereits die heutigen Plexiglasoberlichter.
Von der Innendisposition her war die Halle durch zwei Pfeilerreihen in drei Längskompartimente gegliedert: Über den Rolltoren war in die erste, schmalere Reihe von neun quadratischen Pfeilern mit je 5,5 m Abstand eine Galerie eingehängt, die die dort eingebauten provisorischen Verwaltungsbüros erschloß. Den verbleibenden Verkaufsraum teilte mittig eine zweite Stützenreihe aus vier überschlanken Rundpfeilern, die nur jeden zweiten Punkt des vorgegebenen Rasters der Dachunterzüge unterstützten, so daß in diesem Bereich die doppelte Spannweite von zweimal fast 12 m erreicht wurde, um den Marktbetrieb möglichst wenig festzulegen. Als Resultat ergab sich das Bild einer quergelagerten "zweischiffigen" Halle aus Sichtbeton, zu der die begleitende Galerie kam.[+] Glücklicherweise haben sich beim Architekten zwei Farbfotos des Innenraums während der damaligen Nutzung erhalten.