Robert
Combas
Seit frühester Kindheit zeichnet der Franzose Robert Combas. Und ebensolang
hat der - wie er betont- aus einfachen Verhältnissen stammende Künstler
intensiv Comics wahrgenommen. Ihre stets erzählende Haltung, die einfachen
Handlungsstränge sowie das enge Zusammenspielen von Text und Bild prägen
demgemäß auch den Ansatz des Malers. Im Aussehen seiner Bilder findet
sich zwar auch recht viel, was an Comics erinnert, aber nach einer Weile
fallen eine ganze Reihe Unterschiede ins Auge. Combas benutzt gerne
das von Comics bekannte Schema der Umrißzeichnung, die von jeweils einer
Farbe ausgefüllt ist. Dieses verdichtet er aber so, das die Abwechslung
von Farbe und Zeichnung sich zu farbigen Labyrinthen verdichten. Mitunter
lockert er - vor allem in seinen Leinwandbildern - auch die Farbflächen
mit ornamentartigen Tatöwierungen auf. Auch die auf vereinfacht realistische
Darstellung von Räumen festgelegte Bildwelt
der Comics verläßt Combas zugunsten einer eigentümlich raumlosen Darstellungsweise,
in der eine entfesselte, bewußt grob gehaltene Handschrift die Figuren
und Schriftzüge verwebt.
Sowohl die Bilder auf Leinwand als auch seine grafischen Arbeiten kennen
keine unbearbeitete Restfläche: Combas nutzt seine Bilder bis ins Letzte
aus, verbiegt nicht selten Figuren, damit sie die Fläche stärker ausfüllen.
Auch was anderswo Hintergrund wäre, wird mit starken Farben und kraftvollen
Strichen zu einem flirrenden Gesamtbild verwandelt, als gelte es, aber
auch gar nichts unversucht zu lassen, um mit jedem Quadratzentimeter
Bild die Aufmerksamkeit des Betrachters zu erlangen.
Diese laute und etwas polternde Bildsprache hat Combas rasch mit anderen
Malern seiner Generation in Verbindung gebracht, die man gern unter
dem Schlagwort "Figuration libre" zusammenfasst. Gemeinsam wurde nicht
nur gemalt, sondern auch Musik gemacht und rundherum intensiv gelebt.
Die auch für seine Kollegen typischen Sex-and-Crime-Themen verarbeiten
oft den eigenen Lebensstil. Daher kommen auch musikalische Themen in
seinen Bildern häufig vor.
Mit dem aufwendig als Siebdruck gestalteten
Plakat, das Combas für das renommierte Jazz-Festival
in Montreux entwarf, hat die Artothek im Bonner Kunstverein ein typisches
Beispiel für Combas´ Bildsprache: ein elffingriger Trompeter entlockt
seinem Instrument Töne, die als sichtbare Schallwellen das gesamte Bild
in ihren Bann ziehen. Den für das Festival werbenden Schriftzug hat
Combas ebenso wie seine Signatur ins Bildfeld und in die Bildsprache
einbezogen.
Johannes Stahl, 3/93
zurück
zum
Inhaltsverzeichnis
|