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Kunst, Instrumentalisierung und Implikation 
 

Das "Ansiedeln" eines Künstlers war und ist für viele Städte ein Versuch, repräsentativ zu sein, kulturpolitisch auf das urbane Klima zu wirken und somit unter Umständen gar eine Aufwertung zu erfahren. Ein Beispiel hierfür war der mit einem Mal-Auftrag der Stadt verbundene Aufenthalt Lyonel Feiningers in Halle, während welchem ein einzigartiger Bilderzyklus entstand, welcher heute auch in der internationalen Kunst beheimatet ist.

Dieses Modell des "artist-in-residence" und auch andere ähnliche Modelle bergen in sich neben der künstlerischen zumeist auch eine politische Implikation.

Zwei Projekte könnten exemplarisch zeigen, wie solche Modelle funktionieren, was sie erreichen wollen und erreichen und die Frage genauer stellen lassen: Wann ist Kunst instrumentalisiert?  
 

Eines dieser Modelle birgt die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig (Leitung Dr. Klaus Werner). Diese Galerie finanziert sich durch einen Gesellschafter-Vertrag, an dem der Kunstkreis des BDI, die Stadt Leipzig und das Land Sachsen beteiligt ist. Die Galerie kann über ihre finanziellen Mittel frei verfügen.

Diese Absicherung ermöglicht der Galerie für Zeitgenössische Kunst, zwei Gast-Ateliers zu betreiben.

In diese Wohnateliers können Künstler einziehen, die sich nach einer Bewerbung um eines der Projektstipendien gegenüber einer Jury durchgesetzt haben. Diese Jury wird immer wieder neu formiert, um eine Ausrichtung auf einen künstlerischen Stil oder eine Kunstrichtung zu vermeiden. Die Gesichtspunkte, nach denen die Jury auswählt, richten sich nach der künstlerischen Qualität und Regionalität der Künstler, da vor allem eine Förderung der künstlerischen Nahregion angestrebt wird. 
 

Mit welchen Erwartungen Künstler gefördert werden, bleibt nicht unklar. Die selbstgestellte Aufgabe lautet: Förderung der Region durch Förderung ihrer Künstler.

Dirk Heine

Ich möchte an dieser Stelle Herrn Jan Winkelmann danken, der seinen Idealismus und seine freie Zeit darauf verwandt hat, sich mit unserer Seminargruppe zu unterhalten und uns die Galerie zu zeigen.

Kunst ist Instrument, es kommt aber darauf an, wie es gespielt wird.

Das Berliner Künstlerprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ist international eines der angesehensten Stipendienprogramme für Künstlerinnen und Künstler in den Sparten Bildende Kunst, Literatur, Musik und Film. Es verleiht jährlich und weltweit rund 30 Stipendien für einen meist einjährigen Aufenthalt in Berlin. In den dreißig Jahren seines Bestehens hat es etwa 800 Gäste gefördert und somit einen wesentlichen Beitrag zur internationalen Repräsentanz der zeitgenössischen Kunst in Berlin geleistet.

Das Selbstverständnis des Programms als Ort der Vermittlung und Förderung des künstlerischen Dialoges wird durch die jährlich annähernd hundert Veranstaltungen mit den Gästen in und um Berlin, durch die kulturregionale und politische Grenzen überschreitende Arbeit und die international zusammengesetzte Jury, welche über die Stipendienvergabe entscheidet, deutlich.

Um weiter die künstlerischen Ereignisse der Hauptstadt zu vermitteln, schließt das Berliner Künstlerprogramm mit anderen deutschen Städten Kooperationsabkommen. Weiterhin finden in Zusammenarbeit mit Kunsthochschulen und Universitäten Symposien und Vortragsveranstaltungen statt. Ein wichtiger Gesichtspunkt ist hier die Sensibilisierung gegenüber Beiträgen zu Kunst aus weniger beachteten Regionen der Welt.

In der Arbeit des Berliner Künstlerprogramms lassen sich folgende Fragen stellen: Wie ist ein Dialog zwischen den nicht-europäischen und den eurozentrischen Kunstbegriffen herzustellen? Wie ist der Grundwert des freien Wortes über die Grenzen politischer Systeme hinweg vermittelbar? Wie lassen sich die mit öffentlich finanzierten Stipendien verbundenen Ideale gegen ein zunehmendes Kosten-Nutzen-Denken verteidigen?

Quelle: DAAD. Berliner Künstlerprogramm. Redaktion: I.Beirer, F. Meschede, H.-L. Nastansky, B. Richter. 1997.

Natürlich gibt es immer wenigstens eine Instanz: die der eigenen Meinung. Und Kunst allein ist schon eine Institution geworden, mit ihrer Verantwortung. Die Kunst benutzt sich als Mittel, andere benutzen Kunst, auf der einen Seite der Künstler, auf der anderen Seite der Rezipient oder auch "Konsument". Manchmal werden Interessen mit eingespiegelt, bei denen andere, politisch-motivierte Institutionen die Institution Kunst gebrauchen, weil sie sie brauchen. Wie weit ist das der Kunst verträglich? Seit jeher versuchen Institutionen unseren Kunstbegriff zu prägen. Dieses Gefüge von Bedingtheiten und Wirkungen ist allgegenwärtig. Je nachdem, wie sensibel mein Gehör ist, bemerke ich einen Ton.

Und eine Frage bleibt auch: Inwieweit ist bei aller künstlerischer Freiheit solch ein Programm politisch instrumentalisiert, zum Beispiel als Legitimation, als "Vorzeige"-Programm, wie frei wir doch sind und was für Freiräume wir doch haben? Wann ist Kunst institutionalisiert? Also kommt es auch darauf an, wer das Instrument spielt.

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