Ausstellung im Kaufhaus Karstadt,
Eröffnung am 14.09. 14.00 Uhr,
Abschlußgespräch am 27.09. 17.00 Uhr

Kaufhäuser sind bis heute kulturelle und damit geschmacksbildende Faktoren. Als stark frequentierte Orte bestimmen sie maßgeblich die Lebensumstände vieler Menschen. Nicht zuletzt lebt in Ihnen die Tradition mittelalterlicher Märkte am stärksten fort. Diese Tatsache stellt gegenwärtig eine besondere Herausforderung für kunsthandwerkliche Arbeiten dar, die sich im Spannungsfeld zwischen freier Kunst und Produktdesign behaupten müssen. Gerade in Halle, der heimlichen Hauptstadt einer kreativen kunsthandwerklichen Produktion, kann sich in dieser Situation eine spezielle schöpferische Energie entfalten.

Das Projekt Kunst____Sachsen-Anhalt organisiert in seiner Aktionsreihe Ting einen Dialog der scheinbar unvereinbaren Standpunkte. Kunsthandwerkliche Arbeiten, die gewöhnlich nur in bestimmten Galerien zur Ausstellung kommen, und industriell gefertigten Gebrauchsartikeln, die in Warenhäusern ihr Publikum finden, werden in ungewöhnlicher Weise miteinander konfrontiert. Im Kaufhaus Karstadt präsentiert eine Ausstellung unter dem Titel Unverkäufliches Muster ausgesuchte Stücke, von denen sich die einzelnen Künstlerinnen und Künstler aus den verschiedensten Gründen nicht trennen wollen. Sei es, daß es das erste Experiment aus einer Serie ist, sei es, daß ein besonders gelungenes Unikat zurückgehalten wurde. Die Einzelstücke loten in jeweils prägnanter Weise das Spannungsfeld zwischen Objekten des täglichen Gebrauchs und künstlerischem Anspruch aus. Einige Goldschmiede- oder Keramikarbeiten setzen sich sogar spielerisch mit ihrer eigenen Gebrauchsfunktion auseinander: etwa zerbrochene, damit unbrauchbare Kannen, die wieder zusammengefügt wurden oder eigentlich zur Zierde von Fingern bestimmte Ringe mit trivialem Bockwurstdekor. Auch ein weihnachtliches Lamettabündel erweist sich auf den zweiten Blick als kostbarer geschmiedeter Halsschmuck. Das in ungewöhnlichem Zusammenhang gezeigte Kunsthandwerk betont vor allem thematische, aber auch konzeptuellen Sichtweisen. So entsteht ein produktiver Dialog zwischen den Kunstwerken, die einem ästhetischen Genuß und einer inhaltlichen Auseinandersetzung verpflichtet sind, und den zum täglichen Gebrauch bestimmten Konsumgütern des Kaufhausangebots.

Die Ausstellung Unverkäufliches Muster wirbt mit der Präsentation von ausgesuchten Einzelstücken für die Kunst genauso wie für das Kaufhaus. Sie zeigt das professionell immer offene Auge für die Welt des Gestalteten, das beiden Institutionen eigen ist. Zugleich macht diese TING-Aktion erneut auf das Engagement für die Künste aufmerksam, das für Kaufleute aller Jahrhunderte selbstverständlich war.

Die Ausstellung wird am 14.09. 10 Uhr durch Dr. Johannes Stahl, den Kuratoren von Kunst____Sachsen-Anhalt, eröffnet. Am Sonntag, den 27.09., um 17 Uhr findet ein Abschlußgespräch zwischen Künstlern, Kaufhausangestellten und dem Projektteam statt. Interessierte sind herzlich eingeladen.