Ewa Zawadzka Weltanschauungen aus Architektur und Landschaft sind es, die Ewa Zawadzka mit den Mitteln der Malerei und der Druckgrafik zu Papier bringt. Regelmäßig und mit großer Beharrlichkeit lotet sie im engen und zudem künstlerisch auch schon gründlich oft benutzten Gebiet ihre Möglichkeiten aus - und findet dabei immer wieder zu eindrücklichen Bildern. Bei diesem Werkzyklus, den sie "Black Countrysides" nennt, ist nicht einmal genau entscheidbar, ob es sich jeweils um ein Detail eines Bunkers, einen Bühnenbildentwurf oder den Blick aus einem sonstigen Gebäude (vielleicht dem Inneren einer Kirche) handelt - oder gar um eine freie Mischung aus all dem. Auffallend ist die Ökonomie ihrer Mittel und gleichzeitig, wie differenziert Ewa Zawadzka diese einsetzt. Aus wenigen Formen und mitunter gerade einmal zwei Farben setzen sich diese Ölbilder oder die gleichzeitig entstehenden Druckgrafiken zusammen. Diese "Black Countrysides" - in aller Regel architektonische Situationen - bleiben wie ein realistischer, fast fotografischer Eindruck dauerhaft wirksam. Sie entwerfen aber keinesfalls eine Bildillusion, in welcher man gewissermaßen spazieren gehen könnte. Im Gegenteil: wo die künstlerischen Ausdrucksmittel dergestalt knapp eingesetzt sind, rücken Details, Oberfläche und die gesamte Komposition umso genauer ins Blickfeld. So ist einleuchtend, daß die Arbeiten gerade an den Stellen, welche Räumlichkeit definieren, besonders stark ausdifferenziert sind. Die Art, wie sich das Licht an Kanten bricht, ist im gleichen Bild völlig unterschiedlich behandelt: einmal überklar konturiert wie in einer realistischen Bildauffassung, dann wieder malerisch als runde Kante herausgehoben und schließlich fast mystisch in einen weichen Hell- Dunkel-Gegensatz gebracht. Die vergleichsweise großen und einheitlichen Flächen der architektonischen "Landschaft" behandelt Ewa Zawadzka mit einem gestalterischen Kniff: ein Prägedruck gibt dem Papier eine betonartige Anmutung, die sich auch noch zwischen Vordergund und Hintergrund ändert. Gerade die druckgrafische Arbeit hat auf den ersten Blick mit dieser Verwendung von Stein als druckendem Medium und als dargestellte Architektur ein deutlich konzeptuelles Element: der Beton bildet sich selbst ab. Bei diesem "What You see is what You get" kann ein eingehender Blick jedoch nicht verharren. Im Laufe einer anhaltenden Betrachtung drängen sich die malerischen, inszenierenden Elemente immer stärker ins Bildgeschehen. Gewiß ist Landschaft als Bild immer etwas künstlerisch Gesehenes und Hergestelltes. In Ewa Zawadzkas "Black Countryside" steigern sich jedoch diese Gestaltungsvorgänge: die im Bild vorhandene Architektur mag Bildvorstellungen des Architekten umsetzen, die Übertragung ins Bild spielt ihrerseits mit den deutlich anderen, künstlerischen Möglichkeiten. Johannes Stahl, 12/2002 |