Douglas Swan Das Offene, das Mehrschichtige hat ihn immer gereizt. Douglas Swan ist als Künstler konsequent auf der Suche nach Zwischenlagen geblieben. Seine Wohnorte wechseln zunächst rasch: in Mailand, der Schweiz und schließlich Bonn findet er die Umgebung, die seiner individuellen künstlerischen Handschrift am besten förderlich ist. Gleichzeitig zieht es ihn immer wieder ins Elternhaus nach Schottland. Die jeweils zeitgenössische Kunst nimmt der stetig Reisende dabei dennoch stets auf dem Niveau der Zentren wahr: Douglas Swan weiß um die Möglichkeiten, die er mit guten Gründen nicht sucht. Seine Motive entsprechen diesem Ansatz. Fahrräder, Schuhe oder Textilien etwa bilden den Fundus; Geigenfragmente verwendet der ausgebildete Musiker ebenfalls häufig. Die Nebensächlichkeit dieser nützlichen Dinge des täglichen Lebens fasziniert Swan. Ihre optische Seite, sonst keineswegs Hauptgegenstand bildlicher Darstellung, ermöglicht ihm eine sehr eingehende malerische Arbeit. Zwischen diesen Elementen entspinnt sich in Swans Bildern regelmäßig ein speziell aufgeladener Zwischenraum. "Air" schreibt der Maler als Wort mit industriellen Schablone-Buchstaben häufig in diese Bilder. Dieser Luft-Zwischenraum ist eine mehrschichtige Angelegenheit: als räumliche Distanz zwischen den Dingen versteht ihn Swan, aber auch als atmosphärische Kategorie zwischen der Realität der Dinge und derjenigen seiner künstlerischen Arbeit. Die Bilder machen so stets mehrere Ebenen ihrer Präsenz zu ihrem Gegenstand: die ihrer Motivwelt und ihrer Herkunft aus dem Alltag des Nebensächlichen, die der künstlerischen Machart und nicht zuletzt die der Wahrnehmung durch den Betrachter, die das Augenmerk des Malers weiterführt und in die eigene Lebenswelt einbringt. Die künstlerischen Mittel sind für Swan keineswegs beschränkt: seine Bilder mischen Malerei und Zeichnung mit Druckbuchstaben und Collage-Elementen. Bei aller ausdrücklichen Wiedererkennbarkeit der Motive hat die Farbe ein deutliches Eigenleben. Die Binnenformen zeigen malerisch durchgearbeitete Flächen: mit Leichtigkeit in den Formen und in den Farbwerten recht stark zurück genommen verweisen sie auf das Malmaterial ebenso wie auf den Bildträger, den Swan öfters durchscheinen lässt. Ähnlich verhält es sich mit den Linienstr kturen und Textelementen, insbesondere den in das Bild eingeschriebenen Bezeichnungen. Sie breiten ein weites Spektrum künstlerischer Möglichkeiten aus zwischen klar geführter, kräftiger Geste und offener, suchender Spur. "Bicycle fragments in a cellar" führt diese malerische Arbeit im kleineren Maßstab des Papiers fort. Ohne dass eine konkreter Raum vorstellbar wird, entsteht hier die Idee einer engen Räumlichkeit, in der Hell und Dunkel die Wahrnehmung stärker prägt als das Vorhandensein von Farben. Fahrradelemente finden sich zu einem ungeklärten, offenen Verhältnis zusammen. Der Zwischenraum zwischen ihnen und weiteren malerischen und zeichnerischen Elementen, er ist eine Frage der Atmosphäre. Johannes Stahl, 1/2003 |