Werner Haypeter

"Die Bilder Haypeters sind das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung als Maler, in der das Stoffliche der Malerei eine wichtige Rolle spielt. Konzentriert auf die Farbe "Schwarz" bilden sich Ausdruckswerte von großer Subtilität, die Farbe und Bildträger zu einer kostbaren und spannungsreichen Einheit verbinden. In seinen Bildern berührt Haypeter ein Stück an Wirklichkeit bildnerischer Prozesse, das weit in unser Wahrnehmungsvermögen hineinreicht und damit die künstlerische Voraussetzung schafft, daß dem Meß- und Analysierbaren in unseren Begriffen etwas hinzu-gefügt wird."

Mit diesen anerkennenden Worten äußert sich Erwin Heerich 1984 über seinen Meisterschüler Werner Haypeter. Die Intensität, mit der alle Arbeiten des Bonners auf ihre Betrachter wirken, hat jedochkeinesfalls nur mit der Reduktion der benutzten künstlerischen Mittel zu tun, für die auch Heerich bekannt ist. Werner Haypeter hat als Mitglied der Wandmalgruppe Düsseldorf durchaus auch großformatige, farbige Wandgestaltungen miterstellt, die - in ihrer Wirkung öffentlich - oft plakativ und mit klaren Konturen angelegt sind. Ein weiterer Impuls seiner abgeklärten Arbeiten ergibt sich aus jener gestisch-impulsiven Malweise, die Werke aus den frühen achtziger Jahren mitunter zeigen. In beiden Bereichen von Haypeters Arbeiten spielt der umgebende Raum eine wesentliche Rolle, und die hier gemachten Erfahrungen schwingen auch in seinen jüngeren Arbeiten mit.

Doch damit sind lediglich die Grundlagen genannt, die sowohl die Papierarbeiten als auch die PVC-Arbeiten zur Wirkung bringen. Haypeters Kunst ist in der Tat subtil, und das liegt vor allem an der Art, wie er seine Mittel einsetzt. Schwarze Tusche oder Papier sind nie einfach nur Zutaten, um ein Bild entstehen zu lassen, sondern werden wie ein Wesen ernst genommen. Papier und Tusche, massive PVC-Bahnen und deren Aufhängungsmechanismen treten in Haypeters Arbeiten untereinander in Wechselwirkung. Die mitunter lasierend, dann wieder in deckenden Schichten aufge-tragene Tusche setzt die Struktur des Papiers frei - die Fasern beeinflussen wiederum den Farbverlauf. Die aus dem gleichen Material wie Vorhangtüren in Industriebetrieben entstehenden dicken Flächen aus ungefärbtem gelblichem PVC (Polyvinylchlorid, die technische Bezeichnung spricht von Natur-PVC) lassen neben ihrem Gewicht auch die anderen Elemente sprechen, die in den Arbeiten von Werner Haypeter am Werk sind: das Licht, die Fläche, die Tiefe und den Raum.

Der Betrachter wird immer wieder verführt, sich in das Innenleben der Materialien hineinzuversetzen, und damit gerät er in den Wirkungsbereich von Haypeters sehr überlegter Konzeption. Die Arbeiten erzählen von ihrer Entstehung - und es liegt nahe, sich die Vorgänge klarzumachen, die bei der Produktion sowohl des Materials als auch der Realisation der Arbeit ablaufen, auch wenn Haypeter wie in den jüngsten PVC-Arbeiten seine eigene Handschrift auf ein Minimum reduziert. Gerade dann mögen Fragen entstehen, woran es liegen mag, daß die schließlich gewonnene Form so klassisch und gültig auftritt, und welche anderen Möglichkeiten das Ausgangsmaterial unter seinen Händen noch gewinnen wird.

Johannes Stahl, 1/94

zurück zum
Inhaltsverzeichnis