Museum Kunst Palast
Viviane Saeger
In der Nähe der Tonhalle am Ehrenhof, Düsseldorfs Konzerthalle, entstand nach Plänen des Kölner Architekten Oswald M. Ungers (er gewann den 1. Preis im Wettbewerb der Neuplanung von Kunstpalast und Bürogebäude) das "neueste" bzw. zuletzt neueröffnete Museum (nur die denkmalgeschützte Fassade blieb erhalten) und wurde im Herbst 2001 (02.09.2001) neu eröffnet.
Der Umbau war aufgrund ausfallender Heizkörper, Wassereinbrüche... schon lange in Planung -> 18 Monate hat die Umbauzeit für Gründungs- und Rohbauarbeiten in Anspruch genommen; das Investitionsvolumen betrug 61 Mio. DM.
Unter dem Titel "Museum Kunst Palast" (Dreiflügelanlage) befinden sich eigentlich drei Einrichtungen:
- Kunstmuseum
im Ehrenhof,
- Robert-Schumann-Saal
und
- Kunstpalast,
die alle unweit
des Rheins hinter der Tonhalle im Ehrenhof gelegen sind.
Der aus drei Begriffen
aufgebaute Titel signalisiert:
- Museum: Sammlung,
Erhalt, Forschung und Präsentation
- Kunst: Ausstellung,
Förderung der Künstler
- Palast: der
Aufbau des gesamten Gebäudes
Düsseldorf ist bedeutender Messestand, Dienstleistungsmetropole und Wirtschaftsstandort, in dem Branchen wie Telekommunikation, Medien und Werbung eine prominente Rolle spielen.
Das Museum Kunst Palast für Düsseldorf hat zum Ziel die Förderung des internationales Rufs der Stadt. Man hatte Angst, daß die Kunsthalle der zunehmenden Konkurrenz auf Dauer nicht mehr gewachsen sein würde.
Allgemeines
- Gesamtfläche
15.500 m²
- Ausstellungsfläche
des Neubaus 3.000 m² (inkl. vier Ausstellungssälen, zusätzlich Nebenfläche
wie Foyer, Medienraum etc.)
- Insgesamt 9000
m² Museums- und Ausstellungsfläche (Alt- und Neubau)
- Gründung
1967
- ca. 350 Ausstellungen
in den letzten 25 Jahren
z.B. 1987 Ausstellung:
"Die Axt hat geblüht" (schräg gehängte Bilder) oder
1993 Ausstellung nach
Zuwachs neonazistischer Aggression: Deutschsein?
Durch den
Umbau bedingte, wichtige Veränderungen:
- von einer
rein städtischen Einrichtung zur Stiftung, gefördert durch
die E.ON, der Landeshauptstadt Düsseldorf, der Metro AG und Degussa (Stiftung
-> tragfähiges Modell um auch in finanziell schwierigeren Jahren den
Bestand zu sichern); Private Public Partnership (Vergleich mit Küppersmühle
in Duisburg (von öffentlicher Seite finanziert, von Hans Grothe bestückt)
- der neue Generaldirektor
Jean-Hubert Martin (Gründungsdirektor Karl Ruhrberg, danach künstlerische
Leitung Jürgen Harten)
- Robert-Schumann-Saal
(der allerdings nicht neu ist, sondern umgebaut und stark vergrößert
wurde)
- Sonderveranstaltungen
für Kinder und Erwachsene sowie Fortbildungen und Kurse werden in der Museumspädagogik
angeboten (ebenfalls nicht neu sondern erweitert)
- Bildung und Pädagogik:
Ferienkurse für Kinder und Jugendliche, z.B. Workshops (Tonkurse, Bilder
malen, "Forschungsreise" durch das Museum)
Vom Kunstmuseum
zum Künstlermuseum
mit einer Neupräsentation
der Sammlungsbestände (nach thematischen Fragestellungen neu sortiert),
die von den Düsseldorfer Künstlern Bogomir Ecker und Thomas Huber
erarbeitet wurde:
Die Neuordnung der Sammlung erfolgte nun nicht mehr durch museumseigene Wissenschaftler. Sie haben Pläne entwickelt, nach denen sowohl die bekannten Meisterwerke als auch viele der Exponate, die bisher in den Depots lagerten, zusammengebracht und in völlig neue Zusammenhänge gestellt werden.
Ecker und Huber brechen mit der Tradition der Hängung nach Epochen, Schulen und Genres. Alle Räume wurden neu durchdacht, und die chronologische Ordnung wurde aufgegeben zugunsten eines Konzeptes mit thematischen Schwerpunkten, in denen der Blick der beiden Künstler auf die Kunst zum Ausdruck kommen soll.
Neuordnung im 1. und 2. Obergeschoss: Im linken Flügel "Die Akademie, das Atelier und die Befindlichkeit des Künstlers". Hier befinden sich Werke, die im Zeichen von Trauer und Melancholie, Religiosität und Erotik, Humor und Lust, Ekstase, Messianismus, Sehnsucht und Exotik stehen. Im rechten Flügel liegt der Akzent hingegen auf dem "Blick des Künstlers". Gemeint ist der Blick nach innen, nach außen und nach oben, der ordnende, der wissenschaftliche, der verbergende oder auch der horizontlose Blick.
Auf keinen Fall soll mit Überschriften argumentiert werden. Das Künstlermuseum ist ein Museum, in dem die Entscheidungen über die Auswahl der Werke und die Art ihrer Präsentation im Wesentlichen von einem oder mehreren Künstlern getroffen werden. Bogomir Ecker: "Ein Motto gibt es nicht, das gibt es eigentlich nur beim Rosenmontagsumzug, und selbst da wirkt es sehr bemüht und verkrampft.
Das Gebäude bietet keinen linearen Rundgang, keine strenge Raumabfolge, sondern thematische Bereiche (Versuch, jedem Raum eine andere Stimmung zu geben; so abwechslungsreich, daß beim Durchgehen keine Ermüdungserscheinungen auftreten sollen...)
So ergibt sich eine spielerischere Art der Neupräsentation: Bilder werden z. B. nicht aufgehängt sondern stehen auf dem Boden an die Wand gelehnt; "Bilder zum Umklappen" = Wagenkoje = mehrere Gemälde auf einen Rollwagen gestellt (-> Sammler haben gedroht, ihre Bilder abzuziehen)
Eröffnungsausstellung "Altäre – Kunst zum Niederknien"
Robert-Schumann-Saal
Programm von
Kammermusik über Jazz, Folk und Gospel
Eröffnungskonzert
mit der Robert-Schumann-Hochschule
Programm während
der Altäre-Ausstellung: Lila-Zeremonie
(Tanz und Musik), Yongsanjae Musik- und Tanzzeremonie buddhistischer Mönche
aus Korea, Sofi-Musik aus Oberägypten, brasilianischer Liederabend, klassische
Konzerte z.B. des Ensembles der Düsseldorfer Oper oder der Klassischen
Philharmonie Bonn, Irish Folk Festival, Auftritt des Kabarettisten Dieter Nuhr,
diverse Jazzkonzerte, Vorträge von Kunsthistorikern und Religionswissenschaftler
Jean-Hubert Martin
1944 in Straßburg
geboren
1968 Abschluß
des Kunstgeschichtsstudium an der Pariser Sorbonne
1971-1982 Kustos am
Musée National d’Art Moderne, Paris
1982-1985 Direktor
der Kunsthalle Bern
1987-1990 Direktor
des Musée Centre Georges Pompidou, Paris
1991-1995 Künstlerischer
Direktor des Château d’Oiron
1994-1999 Direktor
des Musée National des Arts d’Afrique et d’Océanie, Paris
01.01.2000 Generaldirektor
des Museum Kunst Palast
Tätigkeiten:
Organisation internationaler Ausstellungen u.a. in Lyon, Sao Paulo, Johannesburg,
Sydney
Vorhaben: Enge Zusammenarbeit
mit der Künstlern der nahe gelegenen Kunstakademie
Strategie: "Die Risikobereitschaft ist auch vom Publikumsinteresse und erwartenden Einnahmen abhängig, jedoch höchst einseitig, wenn man öffentliche Akzeptanz zum alleinigen Kriterium des Risikos machen würde; ein Museum hat auf lange Sicht nur dann Erfolg, wenn es ein innovatives Verhältnis zum Risiko des Programms, d.h. zur Kunst selbst als Wert entwickelt. Kunst ist – mit einem Wort – selbst riskant."
Fester Bestand der Sammlung:
(Alte Kunst,
Malerei des 19. Jahrhunderts, 20. Jahrhundert, Graphische Sammlung, Glasmuseum,
"Museum für junge Besucher" und Bibliothek)
Beispiele: Otto Dix
(Bildnis des Adolf Uzarski) , Paul Klee (Die Knospe des Lächelns), Seidenstoffe,
antiker Schreibtisch, Ernst Ludwig Kirchner (Liegende) Vase von Emil Gallé,
Alessandro Mendini (Sessel), Wassily Kandinsky, Max Beckmann, Yves Klein (Schwammrelief),
Franz Marc (Die Füchse), Caspar David Friedrich, Joseph Beuys
Ausstellungen in 2002:
seit dem 01.02.02
Ausstellung mit dem belgischem Künstler Wim Delvoye, der in Ägypten
geborenen Ghada Amer und der Amerikanerin Liza Lou
Ausstellung Fotografie
in Düsseldorf (Teil I ab dem 22.02.02, Teil II im Sommer) => Düsseldorfer
Fotografen der letzten 20 Jahre
Miró-Ausstellung
ab Juli 2002
Streitfragen: