Gespräch mit Wolfgang Spanier in der Kunstakademie Düsseldorf

Protokoll von Friederike Ringe


Wolfgang Spanier: handout für "Perspektivwechsel", 2002

Wolfgang Spanier lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Auf die Frage, was es für ihn bedeutet, gerade in der Stadt Düsseldorf als Künstler tätig zu sein, nennt er uns zunächst die für seine Zwecke gut geeignete Infrastruktur dieser Stadt. Copyshops, Photoläden und ähnliches sind ausreichend vorhanden, er hat eine gute Wohnung, ein städtisch gefördertes Atelier am Stadtrand, in dem er gut arbeiten kann, und seine Freunde in der Umgebung und nicht zuletzt das Umfeld der Kunstakademie, an der er auch studierte. Ob er hier immer bleiben wird, ist noch nicht klar. Er könnte sich durchaus auch etwas anderes vorstellen, aber momentan liefert diese Stadt für ihn gute Arbeitsbedingungen und ein angenehmes Umfeld. Für prägend hält er auch die Urbanität dieser Umgebung, die er als wichtig für sein Werk empfindet.

Einen Eindruck von seinem Werk gibt er, indem er ein paar seiner Projekte erläutert. Vor allem gibt er Menschen Handlungsimpulse: So bestand eine Ausstellung - diesen Begriff verwendet er ausdrücklich - darin, die Leute einfach mit einer Karte aufzufordern, in den Stadtwald zu gehen und einen vorhandenen Waldlehrpfad zu besuchen. Eine andere Ausstellung fand (und findet immer noch) direkt bei den Adressaten seines Werks zu Hause statt. Er fordert sie auf, ihre Wohnung über einen bestimmten Zeitraum zu lüften, einfach alle Fenster und Türen zu öffnen und diese Erfahrung zu erleben und zu beobachten. Einen sehr kommunikative und interaktive Handschrift weist diese Kunst auf: Wolfgang Spanier bekommt oft Anrufe mit Reaktionen, die von Begeisterung bis zu Unverständnis reichen, aber häufig zu interessanter Auseinandersetzung führen.

Aber auch sonst stört Wolfgang Spanier kaum, daß die Grenzbereiche, in denen er sich bewegt, oft gar nicht überhaupt als Kunst erkannt und wahrgenommen werden. Bei bestimmten Ideen hat er einfach "das Gefühl, das sind Sachen, die einfach mal passieren sollten."; es ist nicht so sehr eine edukative Stoßrichtung, die er anstrebt. Zum Beispiel hat er während seiner Zeit an der Kunstakademie, als er sich über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv mit Raumsystemen beschäftigte, einen Orientierungsplan, der als eine Art Grundrißwegweiser in der Kunstakademie hing und eines Tages plötzlich fehlte, einfach durch eine eigene Arbeit ersetzt, die ebenfalls als Grundrißzeichnung an den vorherigen Raumplan anknüpfte, so daß sein Kunstwerk an die Stelle des ursprünglichen, reinen Objekts praktischen Nutzens trat. Wichtig war ihm der darin integrierte Hinweis auf den die Akademie umgebenden Hofgarten, einen wichtigen, zusätzlichen Freiraum für das oft rein akademieorientierte Denken.

Gefragt, was für ihn eine erfolgreiche Arbeit ist, erklärt Wolfgang Spanier, entscheidend sei, daß er die Arbeit mag und das Gefühl hat, daß er sie wirklich gut findet. Weniger wichtig ist für ihn die Reaktion des Kunstpublikums. Gleichwohl zielt sein rezeptionsästhetischer Ansatz unmittelbar auf den Austausch mit den Betrachtern seiner Kunst und impliziert die Aufforderung, sich auch selbst einen Kunstbegriff zu machen. Explizit äußerte sich dies im Rahmen einer Ausstellung in der Artothek im Bonner Kunstverein: In einer Edition mit der Aufschrift "Sign here to create your own copy" gab Wolfgang Spanier dem Kunstpublikum den unmittelbaren Impuls, selbst teilzuhaben an seinem Werk und es selber mitzugestalten.