Münster als Kunststadt Anita Pop, 19.01.2002

Was die Stadt Münster zu einer Kunst-Stadt macht, ist vordergründig sicherlich das Kunstereignis von internationalem Rang "Skulptur. Projekte in Münster", das seit 1977 im Zehnjahresrhythmus veranstaltet wurde. Bedeutende Künstler der Gegenwart hatten die Möglichkeit, für spezifische, von ihnen bestimmte Orte und Plätze Arbeiten zu realisieren, von denen einige später von der Stadt erworben wurden. Die Projekte machten Münster zum "Diskussions- und Austragungsort" für Kunst im öffentlichen Raum. Neben der Organisation der Skulpturenprojekte, leistet die eindrucksvolle Sammlung des Westfälische Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte einen wichtigen Beitrag zum Bild von Münster als Kunststadt: "Eine Stadt zeigt Kunst und präsentiert sich durch Kunst" (Marion Tüns, Oberbürgermeisterin bis 1999).

Eduardo Chillida
TOLERANZ DURCH DIALOG
1993
Stahl, je 1,14 x 1,85 x 1,22 m Stärke 0,25 m, Rückenlehne 0,89 m, Sitztiefe 0,98 m

Die Statue, die den Westfälischen Frieden zum Thema hat, befindet sich im Innenhof des Rathauses.

Doch neben diesen eindrucksvollen und repräsentativen Kunstinstitutionen gibt es in Münster eine Vielzahl von Orten und Initiativen, die der Allgemeinheit selten oder gar nicht bekannt sind, da sie eine qualitative, fachkundige, ja exklusive Auseinandersetzung mit der Kunst betreiben: "Kultur wird reflektiert, nicht konsumiert." (Dr. Gail Kirkpatrick, Leiterin der Städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp). Und gerade diese Einrichtungen sind oftmals die wahrhaft existentiellen Orte für junge, noch unbekannte Positionen der bildenden Kunst. Ein Blick auf und in diese Orte ist daher unerlässlich, will man sich ein kritisches Gesamtbild der Kunstszene einer Stadt machen.

Ausstellungsraum Münster

Konzipiert für wechselnde Einzelausstellungen ist der Ausstellungsraum Münster eine Begegnung mit den neuesten Tendenzen der zeitgenössischen Malerei. Dabei soll die experimentelle Vielfalt aktueller Bilderproduktionen ebenso exemplarisch wie undogmatisch unter Beweis gestellt werden - mit Positionen von der Monochromie bis hin zur Figuration, mit kleinen Tafeln oder wandgreifenden Formaten, mit konzeptuellen Grenzgängern oder virtuosen Vollblutmalern.

Jede Ausstellung zeigt einen repräsentativen Ausschnitt aus dem aktuellen Schaffen von Künstlerinnen und Künstlern, die das Medium Malerei immer wieder in Frage stellen, um zu einer individuellen Weiterentwicklung zu gelangen, um ästhetisches Neuland zu erobern. Auf diese Weise findet das künstlerische Potential der Region im Ausstellungsraum Münster ebenso ein öffentliches Forum, wie Künstlerinnen und Künstler von außerhalb, die hier immer wieder dem Publikum vorgestellt werden.

Ruppe Koselleck: POSITIONEN ZUR BÜROKRATIE 17. 01. - 31. 01. 2002

Im Herzen der städtischen Verwaltung liegt der Ausstellungsraum Münster. Für zwei Wochen eröffnet Ruppe Koselleck an berechtigter Stelle sein multiples-künstlerisches Büro. Neben seinem Büro für deflationäre Maßnahmen, welches Geld registriert, signiert, laminiert und damit aus dem Verkehr zieht, stellt Koselleck sein bürokratisches Gesamtgefüge vor.

Das Recht und die Pflicht einer jeden künstlerischen Generation sich wieder und wieder neu zu erfinden, wird in Kosellecks Positionen zur Bürokratie künstlerisch verwaltet. Die Kunst des Künstlers sich selbst zu verwalten, resp. seine künstlerische Arbeit nicht nur zu erfinden, nein sie sogleich zu erfassen, zu numerieren und zu registrieren wird anhand seiner Positionen nicht nur artig illustriert sondern zugleich ästhetisch desillusioniert. Wird der Künstler nicht von der Öffentlichkeit registriert, so beginnt er die Öffentlichkeit zu registrieren. Strategien absurder Öffentlichkeitsarbeit werden in Kosellecks bürokratischen Systemen und Subsystemen katalogisiert. Neben- wie Hauptsächlichkeiten des alltäglichen Geschehens werden mittels einer sensiblen Registratur ineinandergefügt. Verstecktes wird aufgespürt, Aufgespürtes wird versteckt, Fallen gestellt und Chroniken einer möglichen Entdeckung erfunden .... . Zwischen bürokratischer Wirklichkeit und wirklicher Bürokratie werden Kosellecks Positionen wörtlich richtig verortet, geprüft und folgerichtig im Herzen einer städtischen Verwaltung gezeigt.

Ausstellungsraum Münster
Stadthausgalerie
Platz des Westfälischen Friedens
48143 Münster
Öffnungszeiten: Di - Fr, 12 - 20 Uhr; Sa, So, 12 - 18 Uhr

Förderverein Aktuelle Kunst e.V.

Der Förderverein Aktuelle Kunst e.V. besteht als nicht kommerzieller Ausstellungsort seit 1994. Seit Anfang diesen Jahres zeigt er seine Ausstellungen im neuen Atelier- und Ausstellungshaus Münster, ehemals das Kasino der Lincoln-Kaserne.

Für den Ausstellungsraum Zweite Zeit konzipieren und organisieren bildende Künstler und Kunsthistoriker sechs Ausstellungen im Jahr. Die Schau zum Jahresende ist Bestandteil eines einjährigen Atelierstipendiums, das mit dem Umzug vom Hermannstadtweg in die Fresnostraße erstmalig angeboten wird. Zu jeder Ausstellung erscheint eine numerierte und signierte Lichtbildedition. Der Förderverein Aktuelle Kunst e.V. versteht sich als überregionales Forum gattungsübergreifender, experimenteller und vorrangig junger Kunst. An Kooperationsprojekten nimmt er regelmässig teil.

Eva-Maria Kollischan
WO.ORT
Installation, Künstlerhaus Dortmund 2001

Förderverein Aktuelle Kunst e.V.
Lincoln-Quartier
Fresnostraße 8
48159 Münster
Telefon: 02 51/ 4 92 41 01
Öffnungszeiten: Mi-Fr: 17-19.30 Uhr und nach Vereinbarung

Wewerka Pavillon

1987 auf der documenta 8 in Kassel, nicht weit von der Orangerie, ein Sakrileg: das Nebeneinander von Skulptur, Architekturmodell und Produkt-Design von Stefan Wewerka. Schon ein Jahr später wird dieser Pavillon in Münster aufgebaut, inmitten des Stadtparkes am Aasee. Und wieder steht er für ein Konzept der Grenzüberschreitung: an ungewohnter Stelle, skulpturaler Solitär einerseits, anregender Dialogpartner andererseits; ein für das Publikum nicht betretbarer Schutzraum für die Kunst ebenso wie eine gläserne Schaubühne; abseits der ausgetretenen Kunstpfade, inmitten innerstädtischer Parkidylle. Eine ideale Antigalerie voller Eigenheiten, Kanten und Ecken, die sich seit über 10 Jahren unter der Regie der Kunstakademie und mit Unterstützung von Stadt und Förderergesellschaft zu einem schwierigen, aber einmaligen Experimentallabor für die Kunst entwickelt hat.

Der Wewerka Pavillon stellt in dieser spezifischen Eigenwilligkeit eine feste Klammer für die Abfolge der Präsentation dar. Seine strukturellen Merkmale bilden ein eigenständiges System, das als oberste Autorität den Maßstab für die künstlerischen Interventionen vorgibt. Es verbietet so manchen Vorschlag und nimmt vehement Einfluss auf Gestalt und Form der künstlerischen Auseinandersetzung. Die Arbeiten müssen die skulpturale und ortspezifische Eigenwertigkeit dieser Ausstellungsvitrine aufgreifen, ohne sich selbst zu verleugnen. Der Wewerka Pavillon stellt hohe Ansprüche, bietet sich aber auch für einzigartige Synthesen an. Als Basis für das Ausstellungskonzept verhindert dies Wahllosigkeit und Zufälligkeit und setzt dem eine sperrige und gerade deshalb um so reizvollere Identität entgegen.

Diese Herausforderung gilt jedoch nicht nur den fünf bis sechs Studierenden und Absolventen der Kunstakademie Münster, deren Projekte jährlich für die Realisierung ausgewählt werden. Zwei bis drei Mal im Jahr wird sie auch an bereits erfahrenere, auswärtige und zum Teil international renommierte Gäste weitergereicht: Ein für beide Seiten anspornend wirkender Austausch, der künstlerischen Inzest vorbeugen hilft und das Lehrprogramm der Akademie durch begleitende Workshops und Vorträge ergänzt.

Tilman Küntzel: BREAKING THE WAVES 13.12.2001. - 21.01.2002

Beschreibung (Tilman Küntzel, 29.10.2001)

In dem Pavillon sollen 10 Lichtsensoren die somit gesteuerte Leuchtkraft der Leuchtröhren, die den Pavillon von vorne bis hinten durchzieht, im Verlauf registrieren. Die dadurch eingehenden Signale steuern Klanggeneratoren die ein "weißes Rauschen" produzieren. Je nach Lichtintensität erhöhen und senken sich die Frequenzbereiche, sodaß bei starker Lichteinwirkung ein hohes (lauter) und bei geringem Licht ein tieferes Rauschen hörbar ist.

Jeder von den 10 Lichtsensoren bedient einen eigenen Generator, dessen Klang durch einen ihm zugeordnetem Lautsprecher hörbar gemacht wird. Diese sind von Innen, parallel zu den jeweils aufleuchtenden Leuchtröhren, in Kopfhöhe gegen die 10 Scheiben der Längsseite des Pavillons gerichtet. Durch diese Anordnung wird die "Lichtwelle" parallel räumlich nachgezeichnet. An den Stirnseiten des Pavillons werden ebenfalls in jedes der 5 Fenster in Kopfhöhe ein Lautsprecher angebracht, die also nur dann ertönen, wenn die Lichtwelle dort angekommen ist, bzw. von hinten nach vorne springt um den Vorgang im Verlauf fortzusetzen.

Die Maximale Lautstärke soll dem Geräuschpegel der Umgebung angepasst werden, also so laut sein, daß sich das Rauschen der Generatoren mit dem Rauschen der Bäume bei mäßigem Wind mischt und sich auf dem gleichen Pegel der allgemeinen akustischen Klanglandschaft des Parks befindet - also nur dann hörbar ist, wenn man direkt am Pavillon steht. Zur visuellen Unterstützung des Lichtspiels möchte ich im Pavillon eine Eisschollenlandschaft simulieren. Styroporplatten werden "zufällig" und in scheinbarem Chaos auf der gesamten Bodenfläche angeordnet, daß der Eindruck einer Polarlandschaft entsteht, die sich durch auftürmende Eisschollen auszeichnet. Die Bewegung der Lichter wird dann ein Schattenspiel verursachen, daß die "Eisschollen" scheinbar in Bewegung versetz. Das vorbeiziehende Rauschen assoziiert Windgeräusche und vervollständigt die audiovisuelle Inszenierung.

Wewerka Pavillon
Kardinal-von-Galen-Ring, Aaseegelände
Tel. 02 51/ 9 72 17 34 (Kunstakademie Münster)
e-mail: Henatsch@muenster.de

Ausstellungshalle Am Hawerkamp

Zwischen Industrieschuppen und Gleisanlagen wurde 1991 die spröde Architektur der ehemaligen Lagerhalle Am Hawerkamp als provisorischer Ausstellungsraum errichtet. Seitdem ist die Ausstellungshalle Am Hawerkamp mit ihrem anspruchsvollen Programm zu einem Forum für neue und experimentelle Tendenzen der bildenden Kunst mit einem überregionalen Ruf geworden.

Den Rahmen des Programms bilden jährlich fünf bis sechs Ausstellungen, ergänzt um Performances, Projekte Neuer Medien, Führungen, Gespräche über Kunst und Diskussionen mit den Künstlern. Der Schwerpunkt liegt auf Arbeiten, die eigens für die Ausstellungshalle Am Hawerkamp konzipiert werden. Aktualität, Experimentierfreude und ästhetische Qualität sind die wichtigsten Kriterien für die Präsentationen außergewöhnlicher künstlerischer Positionen unserer Zeit. Eine gattungsübergreifende Position prägt die Ästhetik des Programms.

Das Publikum soll in der Ausstellungshalle auf aufregende und kontroverse Kunst treffen. Dieser grundsätzliche Anspruch bestimmt die Auswahl der auszustellenden Künstler: ob weitgehend unbekannt - häufig junge Absolventen der Kunstakademie Münster - oder international renommiert.

Das spezielle Angebot der Städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp beinhaltet: - Einzelausstellungen von Installationsprojekten, die eigens für den Ausstellungsraum konzipiert werden - Videokunstinstallationen - Projekte Neuer Medien - Gruppen- und Einzelausstellungen, die neue Tendenzen der internationalen bildenden Kunst aufzeigen - Ausstellungsdokumentationen (Kataloge und Videos) - Innovative Projekte von bildenden Künstlern der Stadt und der Region

Städtische Ausstellungshalle Am Hawerkamp
Am Hawerkamp 22
48155 Münster
Tel. 02 51/ 4 92 41 91 & 02 51/ 66 68 97
Fax 02 51/ 4 92 77 52
Öffnungszeiten: Do-Fr: 16-20 Uhr Sa-So: 12-18 Uhr

Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

Das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte entstand, wie in vielen anderen deutschen Bürgerstädten, die nicht auf eine Fürstliche Sammlung zurückgreifen konnten, im Zeitalter der Romantik durch die Initiative des Westfälischen Kunstvereins (von 1832) und des Altertumsvereins für Westfalen. Beide Vereine schufen während des 19. Jahrhunderts den Grundstock für das heutige "Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kuturgeschichte". Das zentrale Kunstmuseum Wetsfalens befindet sich seit 1908 im Stadtzentrum am Domplatz in Münster. 1970 wurde ein Neubau im damaligen Stil an das Gebäude angebaut. Im Mai 1999 wurde der Altbau des Museums, der große Teile der Sammlung beherbergt, nach umfangreichen Renovierungsarbeiten, die fast vier Jahre dauerten, wieder eröffnet.

Träger des Landesmuseums ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der seine Wurzeln in der Selbstverwaltung der preußischen Provinzen hat. Das Museum umfaßt in seinen historischen Beständen bedeutende Kunstwerke seit dem frühen Mittelalter, die in der Region und in den Nachbarschaften entstanden sind, mit Schwerpunkten wie der romanischen und gotischen Monumentalskulptur und der frühwestfälischen Tafelmalerei.

Höhepunkte, denen das Museum internationale Anerkennung verdankt, sind das Soester Antependium, die Überwasserskulpturen aus Münster, die Bilder von Konrad von Soest, Johann Koerbecke, die Tafeln von Derick Baegert sowie das Werk des letzen großen Meisters der westfälischen Skulptur Heinrich Brabender. Ergänzt wird dieser Bestand mittelalterlicher Kunst durch die nicht-westfälische Sammlung mittelalterlicher Glasscheiben des Freiherrn von Stein, u.a. die weltberühmten romanischen Glasfenster des Meisters Gerlachus. Die Renaissance ist hervorragend vertreten durch die münstersche Malerfamilie tom Ring, aber auch durch ein Meisterwerk deutscher Intarsienkunst, den sogenannten Wrangel Schrank. Die großen Ereignisse der Geschichte in Westfalen, wie die Wiedertäuferzeit und der Westfälische Friede spiegeln sich ebenso in der Sammlung der Barockzeit.

Neben der älteren Kunst ist ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Sammlung und Ausstellungstätigkeit die Moderne Galerie mit einem umfangreichen Gemäldebestand vom deutschen Impressionismus mit Liebermann, Slevogt und Corinth, dem Expressionismus (Brücke und Blauer Reiter mit besonderem Gewicht auf den aus Westfalen stammenden August Macke) über die Bauhauszeit und die Kunst der fünfziger Jahre bis zur internationalen Avantgarde. Große Retrospektiven haben in den letzten Jahren Hunderttausende von Besuchern angezogen. So gelten die Skulpturenausstellungen von 1977, 1987 und 1997 international mittlerweile als Musterbeispiele für die Möglichkeiten von Kunst im öffentlichen Raum.

Die Retrospektive von Chaim Soutine gilt auch heute noch als Standard. Die August Macke Ausstellung von 1987 hat hier mit ihren über 300.000 Besuchern das Phänomen der erfolgreichen Sonderausstellungen mitbegründet. Die Retrospektive des amerikanischen Malers Ellsworth Kelly, die Münster in Kooperation mit dem Centre Pompidou Paris und der National Gallery Washington erarbeitet hat, wurde in den Medien als ein hervoragendes Beispiel für internationale Kooperationen genannt. So gewann das ursprüngliche Provinzialmuseum, das zur Bewahrung und Forschung der Geschichte und Kunst der Landschaft Westfalen im Rahmen der Kulturpolitik der preußischen Selbstverwaltung gegründet wurde, an Aufmerksamkeit über die Region hinaus. Das inzwischen internationale Prestige hat sich auf der Grundlage der Sammlung und vor allem durch die Ausstellungen des Hauses entwickelt.

Bedeutende übergreifende Sammlungsabteilungen sind die Landesgeschichte, das Münzkabinett mit über 100.000 Exponaten sowie das Porträtarchiv Diepenbroick mit über 120.000 Porträts in verschiedenen druckgrafischen Techniken.

Seit dem Frühjahr 1996 stellt das Museum ebenfalls im Kloster Bentlage bei Rheine aus. Dort zeigt die neu gegründete "Westfälische Galerie" Werke von Morgner, Hermann tom Ring, Rohlfs, Böckstiegel und Macke sowie Beispiele der Neuen Sachlichkeit und der Abstraktion in Westfalen bis zur Jahrhundertmitte.

Ulrich Rückriem
ohne Titel
1985

Dolomit geschnitten 51 x 178 x 176 cm

Einen leicht trapezförmigen Stein hat der Künstler Ulrich Rückriem um einen Pfeiler der Eingangshalle des Museums gelegt. Er regt dazu an, um Stein und Pfeiler herumzugehen, sich im architektonischen Raum zu bewegen, Bezüge zwischen der Form des Steins und dem Grundriß der Eingangshalle werden sichtbar: der Ortsbezug der Installation ist eindeutig auf die Architektur der Eingangshalle bezogen. Gleichzeitig steht sie im Gegensatz zu ihrer Umgebung: ihre unbearbeitete, rohe Form kontrastiert mit der repräsentativ gestalteten Architektur des Foyers.

Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
Domplatz10
48143 Münster
Tel. 02 51 / 59 07 01 Fax. 02 51 / 59 07 210
e-mail: landesmuseum@lwl.org
Internet: www.landesmuseum-muenster.de
Öffnungszeiten: Di -So, 10 - 18 Uhr

Westfälischer Kunstverein

Als Bürgerinitiative wurde der Westfälische Kunstverein 1831 zu dem Zweck gegründet, "nach Möglichkeit ächten Kunstsinn, und in künstlerischen Leistungen erkannten guten Geschmack zu verbreiten." Mit den anfänglich 50 Mitgliedern traf man sich in interner Exklusivität zu "gegenseitiger belehrender Mittheilung und Unterhaltung"; für die Öffentlichkeit waren Ausstellungen zeitgenössischer Künstler, vornehmlich aus dem regionalen Umfeld, gedacht.

Wenn einige der damals angegangenen Projekte heute Historie sind, so etwa die vom Verein gegründete Höhere Zeichenschule, die bis 1856 bestand -, so werden andere Initiativen in zeitgemäßer Form weitergeführt. Herausragend in diesem Feld ist die damals aufgenommene Sammlertätigkeit des Kunstvereins, dank derer der WKV heute über einen umfassenden Besitz mittelalterlicher Kunst verfügt, sich heute jedoch auf die Sammlung zeitgenössischer Werke konzentriert.
Nach konjunkturellen und qualitativen Schwankungen im Laufe des 19. Jahrhunderts fand der Kunstverein seit der zweiten Dekade dieses Jahrhunderts zu einer entschieden progressiven Ausrichtung in seiner Ausstellungstätigkeit. Die dauerhafte Entfaltung eines innovativen Konzepts wurde jedoch durch die nationalsozialistische Diktatur und die Folgen des zweiten Weltkriegs zunächst unterbunden. Zwar konnte man in der Nachkriegszeit wieder an diese junge Tradition anbinden, doch war die Öffnung des WKV für die internationale Moderne noch in den 50er Jahren in der regionalen Öffentlichkeit umstritten. Den anhaltenden Widersprüchen zum Trotz schaffte der Kunstverein mit der Förderung und Ausstellung progressiver Gegenwartskunst im Laufe der 60er Jahre den Sprung in die internationale Kunstszene, eine Position, der er seitdem durch ideenreiche und motivierte Projekte weiterhin gerecht wird.

Lucy Gunning: STAGE I ( SHOW THE WAY MISCHIEF ) 15.12.2001 - 03.02.2002

Lucy Gunnings Ausstellung STAGE I (SHOW THE WAY MISCHIEF) im Westfälischen Kunstverein ist die erste Einzelpräsentation der britischen Künstlerin in Deutschland. Durch die freundliche Unterstützung des Berliner Künstlerprogramms/ DAAD war es möglich, die Künstlerin zu einem zweimonatigen Aufenthalt in Münster einzuladen, währenddessen sie ein Projekt für den Westfälischen Kunstverein entwickelt hat. Diese Ausstellung ist die letzte Ausstellung im Programm der Direktorin Susanne Gaensheimer im WKV.

Lucy Gunning wurde 1964 in Newcastle upon Tyne in Großbritannien geboren. Ihr Werk zeichnet sich durch ein außergewöhnliches Maß an formaler Eigenständigkeit und inhaltlicher Tiefgründigkeit aus, durch das sie sich stets von der breiten Bewegung der britischen jungen Kunstszene abgehoben hat. In den letzten Jahren sind von Lucy Gunning eine Vielzahl von Videoarbeiten und theatralischen Installationen entstanden (die jüngste Rauminstallation INTERMEDIATE II ist derzeit in der Tate Britain in London zu sehen), die sich mit der psychologischen und emotionalen Befindlichkeit des Subjekts im Kontext der Gesellschaft und ihrer Vorgaben befassen. Dabei gehen die Arbeiten meist von Lucy Gunnings persönlichen Identifikations- und Entwicklungsprozessen als Künstlerin aus, ohne jemals offensichtlich autobiografisch und subjektiv zu sein.
Lucy Gunning arbeitet häufig mit Metaphern, die sie für einen bestimmten Zustand oder ein bestimmtes Muster innerhalb dieses Prozesses repräsentieren. In ihrer Arbeit für Münster, die auf überraschende und irritierende Weise über die Platzierung des Betrachters in einem inszenierten Raum funktioniert, greift sie einen Moment auf, der sowohl ein Ende als auch das Potential zum Neuanfang enthält. Vorstellung und Realität treffen unmittelbar aufeinander und fordern den Betrachter zur Wahrnehmung seines eigenen Standpunkts heraus.

Westfälischer Kunstverein
Domplatz 10
48143 Münster
Tel. 02 51 / 46 157 Fax. 02 51 / 45 479
Öffnungszeiten: Di - So, 10 - 18 Uhr