Plastiken und Denkmäler im öffentlichen Raum Bonns – Kunst als Objekt politischer Repräsentation in Bonn vor, während und nach der Zeit als Bundeshauptstadt

Julia Fabritius

Nicht erst seit ihrer Rolle als Bundeshauptstadt haben sich in der Stadt Bonn Kunst, Kultur und Politik auf besondere Weise vereint. Schon seit Jahrhunderten ist Kunst in Bonn auch immer mit internationaler Repräsentation verbunden. Besondere Akzente setzen zahlreiche öffentlich aufgestellte Plastiken und Denkmäler, die einen weit größeren "Aufgabenbereich" abdecken als die bloße Verschönerung der Stadt.

Am Leitfaden ausgewählter Werke von der Innenstadt über die Adenauerallee bis zum Kunstmuseum soll verdeutlicht werden, welches Ziel man bei der Aufstellung öffentlicher Skulpturen verfolgte, inwieweit es erreicht wurde und welcher Bedeutungswandel sich nach dem Umzug nach Berlin vollzogen hat.

Dabei stellt sich die Frage, inwieweit mit solchen Maßnahmen Kunst in Bonn mehr zum funktionalen Mittel wird, als dass sie eigenen Impulsen und Regeln folgt.

Die hier gestellten zentralen Fragen zu den einzelnen Werken sollen (hoffentlich!) am Ende des Spaziergangs beantwortet sein!

1.
Ort: Münsterplatz
Künstler: Ernst Julius Hähnel
Titel: Beethoven-Denkmal
Entstehung: 1845
Aufstellung : 1845

Für die Finanzierung des Projekts "Beethoven-Denkmal" gründet sich Mitte des 19. Jahrhundert eigens ein Verein, der auch den Wettbewerb für den Entwurf ausschreibt. Zum 75. Geburtstag des berühmten Bonner Musikers wird das von Gewinner Ernst-Julius Hähnel geschaffene Kunstwerk 1845 auf dem Bonner Münsterplatz eingeweiht. Obwohl das Denkmal hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert ist, lässt es sich die Stadt Bonn nicht nehmen hohe Staatsgäste zur Enthüllung einzuladen: Queen Victoria mitsamt Prinzgemahl sowie der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen reisen zum Festakt an. Doch besonders die englische Königin gibt sich betont desinteressiert an sämtlichen Festlichkeiten, die nicht zuletzt ihr zu Ehren abgehalten werden.

Beethoven und Bonn – passt diese enge Identifikation eigentlich zusammen, historisch und marketingtechnisch?

2.
Ort: Münsterplatz, Nordseite des Bonner Münsters
Künstler: Eduardo Chillida
Titel: De Musica IV
Entstehung:
Aufstellung: 2001

Die Skulptur des baskischen Künstlers Eduardo Chillida ist die jüngste im Bonner Stadtbild. Mit ihrer Aufstellung vergangenen September ging der langgehegte Wunsch in Erfüllung sich in die Namensliste berühmter Städte wie Washington, Dallas oder Paris – ebenfalls stolze Besitzer eines Chillidas – einreihen zu können. "De Musica IV" ist neben Henry Moores "Large Two Forms" vor dem ehemaligen Bundeskanzleramt, die zweite in Bonn aufgestellte Plastik eines Bildhauers von Weltruf.

Kann eine Plastik die Internationalität des Standortes Bonn widerspiegeln?

3.
Ort: Stadtgarten, Alter Zoll
Künstler: Lajos Barta
Titel: Schwingende
Aufstellung: 1971

und 4.
Ort: Stadtgarten, Alter Zoll
Künstler: Ulrich Rückriem
Titel: Heinrich-Heine-Denkmal
Entstehung: 1982
Aufstellung: 1982

Diese beiden Werke haben die besondere Ehre sich mit dem Titel "Kunst ohne hässliche Fratze" schmücken zu dürfen, denn alles, was mit den Mitteln der Clemens-August-Kaiser-Stiftung finanziert wird, muss genau diesem Kriterium gerecht werden. Gemäß dieses Mottos der Vereinsatzung werden sowohl Rückriems als auch Bartas Arbeit im Rahmen einer ursprünglich geplanten Kunstachse zwischen Bonn und Bad Godesberg zur "Verschönerung" der Stadt aufgestellt.

Betrachtet man dieses Motto ganz oberflächlich, stellt sich die Frage, ob man dem Anspruch eines Kunstwerkes allein dadurch gerecht wird, es mit der Intention der Stadtverschönerung aufzustellen.

5.
Ort: Adenauerallee, Universitätsbibliothek
Künstler: Jean Arp
Titel: Wolkenschale
Aufstellung: 1961

und 6.
Ort: Adenauerallee, Juridicum
Künstler: Victor Vasarely
Entstehung: 1966 – 1969
Titel: Wandbild am Juridicum
Aufstellung: 1969

Auch die Universität Bonn möchte durch künstlerische Ausgestaltung ihrer Räumlichkeiten Akzente setzen und so die Gebäude aus ihrer Anonymität lösen und zu etwas Besonderem machen.

Fügen sich die beiden Arbeiten in das Stadtbild der Adenauerallee ein – oder widersprechen sie lediglich nicht?

7.
Ort: Adenauerallee, Bundeskanzlerplatz
Künstler: Hubertus von Pilgrim
Titel: Adenauer-Denkmal
Aufstellung: 1982

"An einer Strecke, die Prestigewert besitzen soll und die doch ganz ohne architektonische Insignien der Macht auskommt, ist der Adenauerkopf des Bildhauers Pilgrim ein rares Symbol." (Peter-Matthias Gaede, GEO Redakteur)

Obwohl Personenkult in der Demokratie alles andere als passend ist, beschließt die "Stiftung Bundeskanzler Konrad Adenauer" dem ersten bundesdeutschen Kanzler ein Denkmal zu errichten. Auch hier ist das Werk Ergebnis eines durch die Stiftung ausgeschriebenen Wettbewerbs. In den zwei Meter hohen Kopf hat Pilgrim zahlreiche symbolische Anspielungen auf die Biographie Adenauers eingearbeitet.

Steht die Skulptur formal in der Tradition anderer monumentaler Köpfe?

8.
Ort: Bundeskanzleramt, Eingangsseite
Künstler: Henry Moore
Titel: Large Two Forms
Entstehung: 1966 – 1968
Aufstellung: 1979

"Mit dem Aufstellen einer Großskulptur von Henry Moore auf dem Vorplatz des Bundeskanzleramtes in Bonn ist ein Zeichen gesetzt. Weithin sichtbar nimmt die Kunst im Bereich der Politik und des Regierens einen bestimmenden Platz ein. Eine Entscheidung ist getroffen für die Kunst." (Gerhardt Bott, in "Henry Moore – Maquetten, Bronzen, Handzeichnungen", Bonn 1979).

Die auf ausdrücklichen Wunsch von Helmut Schmidt angekaufte Figur auf dem Rasen des ehemaligen Bundeskanzleramtes, war lange Zeit telegenes Symbol des Regierungssitzes Bonn und beliebtes Fotomotiv sämtlicher Staatsbesucher. Für Schmidt war Moores Arbeit aber weit mehr: "Für mich ist dieses Kunstwerk auf dem neuen Grün des Vorplatzes ein Zeichen für Leben, ein Symbol für menschliche Verbundenheit, auch ein Ausdruck für Menschlichkeit. Und diese Wirkung teilt sich – so meine – ich dem ganzen Platz mit. (Aus: "Rede zur Übergabe der Plastik "Large Two Forms" durch Henry Moore am 19. September 1979)

Wie verhält sich die Skulptur im Verhältnis zur neu aufgestellten Chillida-Arbeit in Berlin angesichts der symbolischen Dichte für das Kanzleramt und die BRD?

 9.
Ort: Haus der Geschichte
Künstler: Wolfgang Mattheuer
Titel: Jahrhundertschritt
Entstehung: 1984
Aufstellung: 1992

"Die stimmungsvolle Reibung zwischen Überreinstimmung und Protest, zwischen Ja und Nein, stimuliert und schärft den Blick für Wahrheit" (Wolfgang Mattheuer)

Diese Skulptur ist im umfassenden Sinne politisch: nicht nur durch die Verwendung der Alternative "Hitlergruß" und "Arbeiterfaust" oder Schreiten und Bremsen in ein und derselben Person, sondern auch in der Verwendung. So steht sie nicht nur in museal geschützten Innenhöfen der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle/Saale oder dem Forum Ludwig in Aachen, sondern auch vor dem zeitgeschichtlichen Forum Leipzig und dem Haus der Geschichte Bonn.

Kann die Aufstellung einer Skulptur ihren Inhalt verändern – oder gar umkehren?

10.
Ort: KunstMuseumBonn / Kunst- und Ausstellungshalle der BRD
Architekten: Axel Schultes / Gustav Peichl
Entstehung: 1987 – 1992
Jahr der Eröffnung: 1992

In einem Beschluss zur städtebaulichen Neugestaltung des Regierungsviertels im Jahre 1977 heißt es: "Das Bundeskabinett sieht in einem geistig-kulturellen Zentrum (Kunstmuseum und Kunsthalle) einen wichtigen Beitrag zu einem Hauptstadtkonzept."

Welche Bedeutung haben die Kunst- und Ausstellungshalle der BRD und das Kunstmuseum für Bonn seit dem Berlin-Umzug?

Inwieweit hat die Museumsmeile dazu beigetragen Bonn vor dem befürchteten "Rutschbahneffekt" zu bewahren und als die Attraktivität der Stadt als Kulturstandort zu fördern?

Nach diesem Teil der Exkursion wird sich wahrscheinlich jeder sein ganz persönliches Bild gemacht haben über die Rolle von Kunst im Bonner Stadtbild vor, während und nach der Zeit als Bundeshauptstadt. Eine ganz offizielle Stellungnahme zum kulturellen Profil gibt Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann ab: "Bonn besitzt ein ausgeprägtes kulturelles Niveau, ein eigenständiges Profil dank der Vergangenheit als Bundeshauptstadt, als preußische Universitätsstadt, als rheinische Residenzstadt, dank seiner Gegenwart als Bundesstadt. Bonn ist eine der aktivsten, vielseitigsten Museumsstädte in Nordrhein-Westfalen."

Literaturnachweise / Quellen:

Eine detaillierte Angabe sämtlicher Quellen wird sobald wie möglich nachgereicht!