Graw Böckler
Mein Vorschlag: FRIESENBAD
1999/2001
diverse Medien, u.a. Flugblätter

Utopische Projekte scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Sie lohnen ja nun auch meist nicht. Um so erstaunlicher, wenn sich das in Köln ansässige Künstlerpaar Graw Böckler ausgerechnet den städtebaulich härtesten Knochen zum Beissen ausgesucht haben. An der Stelle, wo der ortsansässige Gerling-Konzern ein sehr umstrittenes Hochhaus gebaut hat, planen die beiden nach wie vor ein Freibad. Auch wenn klar ist, wie ein solcher Konflikt üblicherweise ausgeht, setzen sie eine ganze Medienmaschinerie in Bewegung: ein geschickt animiertes Foto zeigt eine überzeugende Bauansicht, einige Studien vor Ort haben den Firmennamen "Friesenbad" bereits in die ortsansässige Reklame integriert, ein eingängiges Werbevideo zeigt junge, schöne Bademeister und -nixen inmitten einer Umwelt aus Büro- und Funktionsbauten. Ein Flugblatt erläutert das Projekt und spart weder mit Analytischem "Erst durch die riesige Baulücke am Friesenplatz ist mir aufgefallen, daß es in Köln keine Weite gibt" noch mit charmanten Vorschlägen: "Und Norman Foster wird sicher eine elegante architektonische Lösung für die Bedürfnisse unserer Stadt finden."

JS

Literatur

Graw Böckler: Generation "Uscha", Nürnberg 1997.
http://www.grawboeckler.de