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Johannes Stahl
Thesen und Fragenpapier zum theoretischen Anteil von mitteln

1. These

Es gibt einen theoretischen Anteil bei "mitteln".

Zugrundeliegende Fragen

Jede kunsthistorische Theorie formt sich aus der Anschauung. Anschauung selbst ist ein schwieriger Begriff. Man könnte sagen, daß sie sich aus einer Mischung entsteht. Diese besteht aus vorher gewußtem ("Weltanschaung") - das sich seinerseits mitunter der kunsthistorischen Theorie verdankt - und dem - davon wenn möglich unabhängig zu denkenden - direkten synästhetischen Zugang.

Folgerung

Das Seminar im Wintersemester versuchte bereits im Ansatz, "Raumbezogene Kunst" nicht vorab zu definieren. Vielmehr gab es einen Anriß des Themas, der ein Spektrum möglicher Formen dieses Felds ausbreitete. Anschließend setzten einzelne Referate an bekannten gesellschaftlichen, kunsthistorischen und kunsttheoretischen Vergleichsfeldern an, um sich der Sache anzunähern.

Resultat

Unser Begriff der raumbezogenen Kunst erfuhr dadurch keine Präzisierung, aber die Vorstellung füllte sich mit Erfahrungen, die untereinander in Beziehung zu setzen sind. Das Vorhaben, ein offenes Feld durch unterschiedliche Aspekte auszuleuchten, brachte zahlreiche erhellende Einzelstudien, aber kein allgemein festhaltbares gemeinsames Ergebnis. Die Umsetzung dieses Ansatzes in Referaten brachte nebenbei eine Menge offener Fragen der kunsthistorischen Methoden zum Vorschein. Die verbreitete monographisch geprägte Arbeitsweise scheint tiefgehende theoretische Vergleiche von künstlerischen Konzeptionen auszuschließen. Gleichzeitig hat das aber zahlreiche individuelle Reflexionsvorgänge ausgelöst. (Immerhin ist die Seminargruppe sehr unterschiedlich, was Vorbildung angeht oder investierte Zeit.)

2. These

Raumbezogene Kunst hat das besondere Problem, daß sie sich der bildlichen und schriftlichen Veranschaulichung entzieht. Sie ist letztlich ein vergleichsweise verstreutes Theoriefeld.

Zugrundeliegende Frage

Woran liegt das? Es gibt immerhin gewichtige Theorien in Fragen der Architektur, des philosophischen oder psychologischen Zugangs zu Fragen des Raums. Mögliche Begründungen: die Synästhetische Wahrnehmung, d.h. die Beeinträchtigung der Wahrnehmungskanäle untereinander verhindert eine integrierende Sichtweise. Außerdem scheint die Frage nach der raumbezogenen Kunst wie Installationen etc. regelmäßig in Zwischenräumen angesiedelt zu sein.

Folgerung

Innerhalb des Seminars müssen an die Stelle theoretischer Betrachtungen wirkliche Erlebnisse (synästhetischer Natur) und direkte Gespräche treten. Letztlich bleibt aus methodischen Gründen auch nach dem Erlebniswert von Theorie zu fragen.

Resultat

Solch ein Umbau innerhalb eines offenen Erkenntnisprozesses vollzieht sich langsam und nicht ohne den Verlust von Gewohnheiten. Ich denke, daß in den verschiedenen Methoden der Veranstaltungen diese Fragestellung markiert wurde, aber noch keine schlüssigen Handlungsweisen entwickelt sind. Die besondere Betonung des Beiprogramms resultiert auch aus dieser Frage.

3. These

Eine Ausstellung raumbezogener Kunst ist möglich.

Zugrundeliegende Fragen

Zahlreiche raumbezogen arbeitende Künstler sind in den Außenraum ausgewichen. Andererseits gibt es die "white-cube"-diskussion. Beide Phänomene stehen im Zusammenhang mit letztlich gesellschaftlichen Fragestellungen. Die Ausstellung als Problem: es wird ein "Meta-Bild" von Kunstwerken erzeugt. Die Ausstellungsinstitute als Problem: sie entwickeln eine hocheffiziente Abwicklungsmaschinerie und können damit die Entwicklung von Kunst behindern.

Folgerung

Organisation einer Ausstellung aus nicht primär damit beschäftigten Strukturen (Artothek, Seminar) im Bonner KV (letztlich eben auch kein Museum, sondern eine Kunstliebhaber-Vereinigung. Inhaltliche Beschäftigung mit dem (wie überall so auch hier letztlich individuellen) Ausstellungsraum. Auswahl von solchen Positionen, die in diesem Feld künstlerischer Arbeit beheimatet sind und von "Installations-künstlern". Der Unterschied wird sichtbar, und die Mischung könnte erhellende Synergieeffekte haben.

Resultat

bleibt abzuwarten. Offensichtlich ist dieses Experiment auch für die beteiligten Künstler etwas Neues.

Weitere Problemfelder und Fragen

Warum laden wir Künstler ein?

Gibt es eine (uneingestandene) Ideologie hinter dem Vorhaben?

- Spontanismus
- Strategiespiel
- Uni als Ziel der Veranstaltung
- einfach eine schöne Ausstellung
- die Distanz zwischen Breitenvermittlung und Zugangselite verkleinern
- ein gruppendynamisches Ereignis

Ist die Ausstellung außengeleitet?

- Strukturförderung für den Kunstverein?
- Werbung fürs Ministerium?
- Universitätsreform?

Wie vollzieht sich der Abgleich zwischen Seminar und Ausstellung?

- Als Öffentlichkeitsstrategie?
- Was haben die Studierenden formal und inhaltlich einzubringen?

Wie wird kuratiert?

- Einzelkuratoren (Jörg: Prokuratoren) unter Gesamtleitung
- Kuratorenkollektiv ("das Seminar hat ...")

Inwieweit sind wir selbst Objekt dieses Vorgangs?

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