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Tobias Gerber
Wie Winchester-Mansion

In Edwin Abbott Abbott's Büchlein "Flatland" berichtet uns ein zweidimensionaler
Erzähler namens 'Ein Quadrat' von seinen Erlebnissen. Es blickt souverän an den
Bewohnern vom eindimensionalen "Lineland" entlang, die schlicht längs der Linie
leben. 'Ein Quadrat' lebt im Grundriß eines Hauses. Wir, dem Erzähler 'Ein
Quadrat' um eine Dimension überlegen, betrachten das Ganze von oben und
dürfen sogar in die Wohnräume von 'Ein Quadrat' blicken.

John Venn nennt unser Gesichtsfeld "[...] Universum des Gesprächs: Es ist das,
worauf wir blicken. Wir nehmen alles das, was hinter unserem Rücken geschieht,
nicht wahr." Was aber geschieht außerhalb unseres Gesichtsfeldes? Was treiben die
Dinge, wenn wir ihnen den Rücken zukehren? Entwischen Sie uns für diesen
Augenblick, und wohin? "Keine Vermutung darüber ist zu beweisen, aber auch keine,
noch so phantastische, zu widerlegen (...) Erzählen die Dienstmädchen von
Geistern, die sich nachts auf dem Speicher mit Holz werfen, das dort gestapelt ist : so
erregt die Kinder doch am meisten, daß das Holz am Morgen wieder daliegt wie
zuvor." (Ernst Bloch in: Über den Rücken der Dinge, 1976)

Sarah L. Winchester, die Erbin der Winchester-Gewehrfabrik, schuf den Ausreißern
unter den Dingen einen verzweigten Aufenthaltsraum. Sie fühlte sich von den Seelen
der Menschen, die durch das Winchester-Gewehr ums Leben gebracht wurden,
verfolgt . Über den Zeitraum von fast 40 Jahren ließ sie daher ihr Domizil,
Winchester Mansion, von 30 Handwerkern ununterbrochen umbauen und erweitern.
Als sie 85-jährig starb, war ihr ursprünglich 9 Zimmer großes Haus ein gigantischer
Irrgarten. Es umfaßte über 160 Räume mit echten und falschen Treppen und
Zimmerdecken, blinden Türen und Fenstern. Auf dem Sportplatz von Winchester
Mansion ließ sie ihre Neffen statt Tennis Sinnet spielen, um den Dingen
zuvorzukommen.

Fallen die Dinge auf solche Tricks herein?


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