Auswertung der Fragebögen
Vorbemerkung
Die Resonanz auf die an
der Museumskasse ausgelegten Fragebögen war lächerlich
gering: Von ca. 7000 Besuchern wurden insgesamt nur zwölf
Fragebögen ausgefüllt und an der Museumskasse abgegeben!
Ein Hauptgrund dafür ist in der Vielzahl der Fragen und
möglichen Antworten zu sehen, wie mir auch von den
Mitarbeiterinnen an der Museumskasse bestätigt wurde. Vielleicht
wurden einige Besucher auch von den zum Teil bissigen bis
provokanten Begriffen und Fragen abgeschreckt. Via Internet wurde
kein Fragebogen zurückgeschickt.
Ein Fragebogen
erreichte mich auf dem Postweg, verbunden mit der Anregung zu einem
persönlichen Gespräch über die Zusammensetzung der
Fragen und damit natürlich auch meine Sicht auf die aktuelle
Kunstszene in Sachsen-Anhalt.
Gemeinsam war allen
ausgefüllten Fragebögen, daß sich die Beantworter
sehr intensiv durch den Fragenkatalog durchgearbeitet haben und zum
größten Teil Name und Adresse angefügt haben.
Trotz des geringen
Rücklaufs sind doch einige Tendenzen erkennbar, die ich im
Folgenden aufzeigen möchte, aber natürlich keinerlei
verwertbare Statistik ergeben:
Welche Begriffe
(alphabetisch sortiert) verbinden Sie am ehesten mit der aktuellen
Situation der Bildenden Kunst in Sachsen-Anhalt?
Ich habe die Begriffe
zur Auswertung in drei Rubriken aufgeteilt:
- eher positiv
besetzte Begriffe (18 Begriffe)
- eher negativ/kritisch besetzte
Begriffe (9 Begriffe) und
- andere Begriffe (13 Begriffe), die
mehrdeutig, unsinnig oder provokant sind.
Das Antwortverhalten in den
einzelnen Rubriken stellt sich so dar:
Rubrik |
ja |
nein |
weiß
nicht |
positive Begriffe |
48,60% |
27,00% |
24,30% |
negativ/kritische
Begriffe |
11,70% |
71,40% |
16,90% |
andere Begriffe |
30,30% |
50,50% |
19,10% |
Es wird deutlich, daß
positiv besetzte Begriffe wesentlich stärker mit der aktuellen
Kunstsituation in Sachsen-Anhalt in Zusammenhang gebracht werden, als
negativ/kritisch besetzte, die überwiegend abgelehnt werden.
Einzelne auffallende
Werte (höchste Anzahl Nennungen bei ja, nein
und weiß nicht:
Rubrik |
Begriff |
ja |
nein |
weiß
nicht |
Positiv |
Interessant |
10 |
0 |
1 |
Positiv |
Aktuell |
6 |
0 |
2 |
Positiv |
Kunsthistorisch
wertvoll |
6 |
1 |
1 |
Positiv |
Bemüht um
Anschluß an die weite Welt |
6 |
1 |
1 |
Negativ |
Völlig daneben |
0 |
8 |
0 |
Negativ |
Klassische Ostkunst |
1 |
8 |
1 |
Negativ |
Im eigenen Saft
schmorend |
1 |
8 |
1 |
Andere |
Verständlich |
7 |
0 |
1 |
Positiv |
Fit fürs 3.
Jahrtausend |
1 |
2 |
6 |
Interessant war die Betrachtung
des Antwortverhaltens in der Spalte weiß nicht: Die
höchste Anzahl Nennungen fiel
hier auf die Begriffe Fit fürs
3. Jahrtausend (6 Nennungen) und hermetisch
(5 Nennungen). Die Unsicherheiten scheinen wohl da am größten
zu sein, wo es um die Öffnung der Kunstszene nach außen
und in die Zukunft geht.
Eintragungen im Bereich:
Raum für Begriffe,
die Ihrer Meinung nach die aktuelle Situation der Bild. Kunst in
Sachsen-Anhalt am besten formulieren (Handschriftliche
Kommentare auf den Fragebögen wurden wörtlich
abgeschrieben):
Die Burg
(Kunsthochsch.) soll nicht die konfuse Kunst anderer Hochschulen als
Vorbild nehmen u. Naturstudien u. die Tradition vernachlässigen.
Kunst sollte in der Mehrheit nicht nur f. Spezialisten verständlich
sein.
Ist Kunst beschreibbar ?
1 2 3
harmoniebedürftig.
inhaltsschwanger (Scheinschwangerschaft?)
eher provinziell, einige
Highlights
interessant
abwechslungsreich aber zu selten zu sehen
- unsicher
- teilweise
realitätsfremd
- unprofessionell (teilweise)
Frohe
Zukunft/entwicklungsfähig
Weitere Fragen
Etwa
die Hälfte alle Beantworter kennt persönlich Bildende
KünstlerInnen. Über 90% besitzen Kunstwerke, die Sie
nicht selber hergestellt haben, die aber
zu ebenfalls über 90%
nicht vergleichbar denen sind, die in der Ausstellung
Verlängerte Frohe Zukunft zu sehen sind!
Die Frage Leben in Ihrer
Gemeinde Bildende KünstlerInnen? wurden von 67% mit ja,
von etwa 25% mit weiß nicht beantwortet. 33% wußten
auch ungefähr wieviele KünstlerInnen in Ihrer Gemeinde
leben, 42% wußten es nicht.
Auf die Frage, ob diese
Ausstellung Vielfalt und Niveau der Kunst in Sachsen-Anhalt
widerspiegelt, waren die Meinungen sehr geteilt: 42% antworteten mit
ja, ebenfalls 42% antwortete mit nein.
Das gleiche Antwortverhalten war
auch für die letzte Frage anzutreffen: Könnte diese
Ausstellung das Land Sachsen-Anhalt im Ausland repräsentieren?
In die Rubrik Ihr
persönlicher Kommentar wurden folgende Eintragungen
vorgenommen (Handschriftliche Kommentare auf den Fragebögen
wurden wörtlich abgeschrieben):
Ein Großteil der
Objekte sind viell. interessante Spielereien aber keine Kunst.
Sachsen-Anhalt: Mut zum
Anderssein (gut so!)
hat Spaß gemacht
manche Sachen mag ich und manche nicht
Ihr könnt so schön
malen, warum macht ihr da nicht weiter, anstatt aktuelle wie einen
Farbkasten zu benutzen. (sic!)
Eine ganze Reihe
eigenständiger Ideen, teils sehr witzig. Jedenfalls ein gutes
Beispiel für neue Wege in der Kunst S-A
weiter so!
die Ausstellung sollte noch
größer sein (z.B. über gesamtes Stadtgebiet) vgl.
Skulpturen-Projekte Münster
Die Sonnenblumenausstellung
wirkt kalt und einfach und stellt in keiner Weise einen
Realitätsbezug dar. Die Farbe der Sonnenblumen sollte
eingehender studiert werden. Einige Exponate (Judith Runge, Jens
Gussek) wirken realitätsfremd. Die Keramik- und Glasexponate
sind dem historischen Umfeld hier angepaßt.
Gern und neugierig bin ich
durch die Ausstellung gegangen und werde es wieder tun
kunstvolle Kunstblumen
Warum so schwer zugänglich?
Uwe Büchler, Mai 1999